Über 560 Wildbienenarten leben in Deutschland
Unter dem Begriff der Wildbienen fallen alle Arten der Überfamilie Apoidea. Die Honigbienen werden nicht zu den Wildbienen gezählt. Somit leben in Deutschland ca. über 560 Wildbienenarten. Weltweit gibt es um die 30.000 verschiedene Arten.
Je nach Lebensweise der einzelnen Wildbienenarten, lassen sich diese in 3 unterschiedliche Großgruppen unterteilen:
- Staatenbildende Bienen
- Solitärbienen
- Kuckucksbienen
Zusammen mit den Honigbienen, gehören die Wildbienen zu den wichtigsten Bestäubungsinsekten auf unserer Erde. Mehr als 80 % aller Wild- und Nutzpflanzen werden von den Bienen bestäubt. Damit gehören sie zu den wichtigsten Bestäubungsinsekten.
Sie möchten etwas für den Schutz der Wildbienen tun? Dann schauen Sie sich am besten mal auf unserer Seite zu den Bienenhotels um. Hier geben wir Ihnen viele wichtige Informationen zu diesen nützlichen Nisthilfen für Wildbienen.
Lebensweise der unterschiedlichen Wildbienenarten
Die meisten Wildbienenarten leben, im Gegensatz zu den Honigbienen, nicht in Staaten, sondern als Solitärbiene. Je nach Art befindet sich der Nistplatz in Totholz, Erdhöhlen, Pflanzenstängeln, leeren Schneckenhäusern und anderen Hohlräumen. Einige Wildbienenarten bauen die Nester aus mineralischem Mörtel oder Pflanzenharz.
Die Großgruppe der Kuckucksbienen baut keine eigenen Nester. Sie nutzen für die Aufzucht ihrer Brut die Nester fremder Wildbienenarten. Hierzu nutzen sie einen günstigen Moment und legen ihre Eier in die schon teilweise mit Vorrat gefüllten Brutzellen der Wirtsbienen.
Vorkommen der Wildbienen
Der größte Teil der Wildbienenarten kommt in den Tropen vor, in Deutschland sind es schätzungsweise zwischen 500 und 570 Wildbienenarten. Bei einem ausreichenden Angebot sammeln Wildbienenarten, im Gegensatz zu Honigbienen, in der Nestnähe. Während es den Honigbienen noch zu kalt ist, fliegen die Wildbienen im März bereits bei Temperaturen unter zwölf Grad, sodass die Bestäubung von früh blühenden Pflanzen und Obstsorten durch die Wildbienenarten gewährleistet ist.
An heißen Tagen, nachts sowie bei schlechtem Wetter sind Wildbienen normalerweise nicht aktiv und ruhen in Hohlräumen, den Nestern, suchen sich geeignete Blumen aus oder graben sich ein.
Wildbienenfamilien und -gattungen im Überblick
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die verschiedenen Familien und Gattung der Wildbienen. Zusätzlich finden Sie in der letzten Spalte eine ungefähre Anzahl der Arten innerhalb der Familie.
Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Von vornherein fehlen z. B. alle Familien der Grabwespen, die ebenfalls zur Überfamilie der Apoidea zählen.
Familie | Gattungen | Artenzahl |
---|---|---|
Stenotritidae | Stenotritus Ctenocolletes |
ca. 20 |
Urbienen (Colletinae) | Seidenbienen (Collestes) Maskenbienen (Hylaeus) |
ca. 2000 |
Sandbiene (Andreninae) | Sandbiene (Andrena) Buntbienen (Camptopoeum) Scheinlappenbienen (Panurginus) Schwebebienen (Melitturga) Zottelbienen (Panrugus) |
ca. 3000 |
Schmal- oder Furchbienen (Halictidae) | Furchenbienen (Halictus) Schmalbienen (Lasioglossum) Blutbienen (Sphecodes) Graubienen (Rhophitoldes) Glanzbienen (Dufourea) Schienenbienen (Nomia) Schlürfbienen (Rophites) Steppenbienen (Nomioides) Spiralbienen (Systropha) |
ca. 4400 |
Sägehornbienen (Melittinae) | Sägehornbienen (Melitta) Hosenbienen (Dasypoda) Schenkelbienen (Macropis) |
ca. 200 |
Bauchsammlerbienen (Megachilinae) | Blattschneider- und Mörtelbienen (Megachile) Löcherbienen (Heriades) Mauerbienen (Osmia) Düsterbienen (Stelis) Harz- und Woflbienen (Anthidium) Kegelbienen (Coelioxys) Scherenbienen (Chelostoma) Steinbienen (Lithurgus) Zweizahnbienen (Dioxys) |
Mehr als 4000 |
Echte Bienen (Apidae) | Hummeln (Bombus) Trauerbienen (Melecta) Fleckenbienen (Thyreus) Holzbienen (Xylocopa) Keulhornbienen (Ceratina) Wespenbienen (Nomada) Filzbienen (Epeolus) Kraftbienen (Biastes) Kurzhornbienen (Pasites) Steppenglanzbienen (Ammobatoides) Schmuckbienen (Epeoloides) |
ca. 6000 |
Eine vollständige Übersicht der in Deutschland beheimateten Wildbienenarten, finden Sie auf den Seiten der Initiative Deutschland summt.
Portraits ausgewählter Wildbienenarten
Aus den vielen Wildbienenarten, die in Deutschland leben, haben wir uns fünf herausgesucht und wollen diese nun näher vorstellen.
Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)
Der behaarte Hinterleib der zehn bis sechzehn Millimeter großen und gehörnten Mauerbiene, welche sich hauptsächlich in Parkanlagen und Gärten sowie Obstbaumwiesen aufhält, ist schwarz-rot gefärbt und hat einen gehörnten Kopfschild. Das Männchen trägt die gleiche Färbung, jedoch mit einem weiß behaarten Kopf.
Nestbau
Das Weibchen baut nach der Paarung das Nest in der Regel in langgestreckten Hohlräumen mit einer Rückwand aus Lehmkügelchen sowie Pollen und Nektar. Nach der Eiablage wird die Zelle mit Lehm verschlossen und weitere Brutzellen vor die erste Zelle gebaut. Die geschlüpften Larven ernähren sich vom Nahrungsvorrat und spinnen in der Brutzelle nach einigen Wochen einen Kokon zur Verpuppung. Die männlichen Bienen schlüpfen im Frühjahr, ungefähr zwei Wochen vor den Weibchen, aus den vorderen Zellen.
Flugzeit
März bis Anfang Juni
Rote Mauerbiene (Osmia bicornis/rufa)
Der dunkelbraune Körper der zehn bis zwölf Millimeter großen Wildbiene weist einen leicht grünen Metallglanz auf. Beim Weibchen sind der Kopf sowie das Ende des Hinterleibes schwarz, die Mitte ist hellbraun; unterhalb der Fühler befinden sich zwei Hörner. Die Stirn des etwas kleineren Männchens ist gelb behaart.
Nestbau
Das Weibchen legt die Nester aus Lehm in rohrförmigen Hohlräumen von einem halben bis einem Zentimeter als hintereinanderliegende Zellen in Form von Linien an, welche durch Lehmwände getrennt werden. Jede Zelle bietet einem zirka zwei Millimeter großen Ei eine Behausung mit einem Vorrat an Nahrung, für welchen die Biene ungefähr zehn bis fünfzehn Sammelflüge durchführt.
Der Nahrungsvorrat ist im Hochsommer aufgebraucht, sodass sich die Larve in einem dunkelbraunen Kokon verpuppen und nach ungefähr einem Monat schlüpfen kann; jedoch verbleibt sie bis zum Frühjahr im Kokon. Die männlichen Bienen verlassen das Nest als erste, aus diesem Grund befinden sich die Eier im Liniennest im vorderen Bereich.
Flugzeit
April bis Juni
Gemeine Löcherbiene (Heriades truncorum)
Die schwach behaarte und schwarz gefärbte Wildbiene mit einer Größe von sechs bis acht Millimeter und dem spitzen Kopf weist an den Rändern des Hinterleibes schmale weiße Haarfransen auf. Das Hinterleibsende ist eingekrümmt.
Nestbau
Die Weibchen legen ihr Nest in röhrenförmigen Hohlräumen, mit Zwischenwänden aus Harz an. Das Nest mit durchschnittlich vier Brutzellen ist ungefähr ein Zentimeter lang. Der Nestverschluß ist bis zu elf Millimeter dick. Die Nahrung für den Nachwuchs wird im hinteren Bereich der Zelle gelagert. Dieser ist nach drei bis vier Wochen aufgebraucht, die Larve verpuppt sich für die Überwinterung.
Flugzeit
Die weiblichen Bienen fliegen von Juni bis September, die Männchen bis in den Oktober.
Gemeine Seidenbiene (Colletes daviesanus)
Bei der gemeinen Seidenbiene mit einer Körpergröße von sieben bis neun Millimeter sind die Brust und der Kopf bräunlich-grau behaart. Der dunkle und zugespitzte Hinterleib weist auf den Segmenten hell gefärbte Filzbinden auf.
Nestbau
Die teilweise gabelartig verzweigten Gänge erhalten durch das Abschmieren mit Drüsensekret eine seidenartige Auskleidung sowie Zwischenwände aus Seide, daher der Name Seidenbiene. In einem Nest befinden sich gesamthaft zwischen fünf bis zwanzig Brutzellen. Der Ausgang wird mit einer drei- bis vierfachen Seidenschicht verschlossen.
Wenn der Nahrungsvorrat aufgebraucht ist, verpuppen sich die Larven für die Überwinterung.
Flugzeit
Juni bis August
Blattschneiderbiene (Megachile)
Die Blattschneiderbiene mit dem Spitznamen Tapezierbiene ist dunkel gefärbt und hat entweder einen stärker behaarten Hinterleib ohne Haarbinden gegen Ende der Rückenplatte oder helle Haarbinden mit schwacher Behaarung. Der Hinterleib ist bei der Aufnahme von Pollen und Nektar schräg in die Höhe gestreckt.
Nestbau
Das Weibchen baut aus den ausgeschnittenen ovalen und runden Laub- oder Blütenblättern die Brutzellen im Linienbau. Aus den ovalen, umgebogenen und überlappenden Ausschnitten entstehen die Zellwände, mit den runden Ausschnitten werden die Zellböden verstärkt sowie Verschluss zwischen der vorderen Zelle und dem Nesteingang hergestellt.
Flugzeit: Juni bis August
Wie kann man den Wildbienenarten helfen?
Damit die Bienen in der heutigen Zeit überleben können, gewinnen Bienenhotels immer mehr an Bedeutung. Die Nahrungs- und Nistplatzsuche wird durch die immer dichter werdende Besiedelung, Abholzung und der Bewirtschaftung von landwirtschaftlich genutzten Flächen mit Chemie zunehmend schwieriger. Das Bienenhotel bietet einen sicheren Unterschlupf sowie Nistmöglichkeiten und dient nicht zuletzt zur Erhaltung der Wildbienenarten.
Bienenhotel und ihre Bewohner
Als erste Wildbienenarten werden sich vermutlich die gehörnte sowie die rostrote Mauerbiene einquartieren. Beide Arten kommen nahezu überall vor und bevorzugen den Nektar von Apfel-, Birnen, Kirschen- und Pflaumenbäume.
Sie möchten nicht nur etwas für den Schutz der Wildbienen tun, sondern auch anderen Insekten einen Unterschlupf bieten? Dann schauen Sie sich am besten mal auf unserer Seite zu den Insektenhotels um.