Wildbienen: Fortpflanzung, Lebensweise und Schutz
Zu den Wildbienen werden alle Bienenarten gezählt, mit Ausnahme der Honigbiene. Es handelt sich also um die Vertreter der Überfamilie Apoidea und nicht um verwilderte oder wildlebende Urformen der Honigbiene. Sie gliedern sich in die Insektenordnung der Hautflügler ein und gehören zur Familie der Bienen. Weshalb die Nützlinge für uns Menschen so wichtig sind und wie sie leben, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel.
Anatomische Merkmale der Wildbienen
Im Gegensatz zur Honigbiene, von denen es weltweit neun Arten gibt, finden sich im europäischen Raum mehr als 2.500 Wildbienenarten. Allein in Deutschland leben über 560 Arten, zu denen außerdem die Hummeln zählen.
Aufgrund der großen Artenvielfalt lassen sich die Wildbienen nicht einheitlich in Größe, Alter und Gewicht einteilen.
Ihr Aussehen ist noch vielschichtiger als ihre Lebensformen. Allen gemein ist auf jeden Fall die sogenannte Wespentaille, zwei Paar
transparente Flügel sowie der Stachel.
Christian Fischer [CC BY-SA 3.0],
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Einige Tiere schmücken sich mit hell- bis dunkelbraunem Pelz, andere wiederum sind auffällig gefärbt und ähneln den Wespen oder Fliegen. Die beiden Letztgenannten zählen allerdings nicht zu den Bienenarten. Besonders nestbauende Wildbienen besitzen eine stark ausgeprägte Behaarung. Der Pelz besteht aus feinsten Härchen, die gegabelt oder gefiedert sind. An diesen Härchen bleiben die Pollen hängen, womit die Wildbienen zu den wichtigstens Bestäuberinsekten gezählt werden.
Weiterhin gibt es nur drei bis vier Millimeter kleine Vertreter (Sand-Steppenbienen), die sich kaum mit der fast zwei Zentimeter großen Hummelkönigin messen können. Allen gemein ist jedoch noch die Suche nach eiweißreichen Pollen, die sie für ihre Nachkommenschaft benötigen.
Lebensraum der Wildbienen
Wildbienen fühlen sich in trockenen und warmen Lebensräumen wohl. Hierzu zählen beispielsweise Flussauen, Kies- und Lehmgruben, brachliegendes Gelände, Hecken- und Waldsäume sowie Halbtrockenrasen oder Gärten mit großer Pflanzenvielfalt. In Wäldern oder Feuchtgebieten sind sie kaum anzutreffen.
Für fast alle Wildbienenarten ist es wichtig, dass der Lebensraum mindestens drei Faktoren aufweist:
- abwechslungsreiches, vielfältiges Nahrungsangebot zwischen März und November
- unterschiedlicher Bewuchs in Form von Blumenwiesen, Wildblumenrabatten, einheimische Sträucher, Hecken sowie liegendes oder stehendes Totholz und Trockenmauern
- Sonneneinstrahlung über einen langen Zeitraum
Ernährung der Wildbienen
Bienen und Wildbienen ernähren sich hauptsächlich von Pollen und Nektar aus den Blütenpflanzen. Aufgrund der Tatsache, dass der Pollen proteinreiche Bestandteile enthält, ist dieser ein wichtiger Bestandteil für die Larvennahrung. Nektar wiederum verfügt über zuckerhaltige Kohlenhydrate und fungiert den Wildbienen als Energielieferant.
Zahlreiche Wildbienenarten sind zwecks Nahrungssuche unterschiedlich ausgestattet. Hochspezialisierte Insekten fliegen nur einzelne Pflanzenarten an. Das trifft beispielsweise auf die Natternkopf-Mauerbiene (Osmia adunca) zu, deren Überleben sozusagen die zu den Raublattgewächsen gehörende Natternkopfpflanze sichert. Ein ausreichendes Vorkommen dieser Nahrungspflanze muss also ebenfalls gewährleistet sein.
Weniger bis unspezialisierte Arten hingegen nutzen fast alle Blütenpflanzen, wobei vereinzelt bestimmte Pflanzen bevorzugt werden.
Auf Partnersuche
Viele Wildbienenarten, außer Hummeln, sind Einzelgänger und leben allein (solitär). Die Insekten gehören demnach keinem Bienenstock an, dessen Bestand nur durch die Eiablage der Bienenkönigin gesichert wird. Diese Lebensart bedeutet für die Wildbienen ein komplett eigenständiges Handeln. Weibliche Vertreter dieser Bienen sind deshalb auch selbst für die Fortpflanzung verantwortlich. Um ihre Art erhalten zu können, müssen sie nach Möglichkeit viele Eier ablegen. Im Gegensatz zu Honigbienen sind Wildbienenweibchen sofort nach dem Schlupf geschlechtsreif. Das ist eine wichtige Tatsache, denn die Lebenserwartung vieler Wildbienenarten beträgt nur vier bis maximal acht Wochen.
Vera Buhl [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Unmittelbar nach dem Schlüpfen beginnt die Umgarnungsphase mit der Suche nach einem geeigneten Paarungspartner, die völlig anders als bei den Honigbienen abläuft. Hierbei zeichnen sich auch innerhalb der Wildbienenarten Unterschiede ab. Manche Männchen kommen den Weibchen entgegen, indem sie sich stückweise bis zu den schlüpfenden Bienenweibchen durchgraben. Andere Männchen positionieren sich direkt vor den Brutstätten und warten, bis die frisch geschlüpften Wildbienenweibchen den Nistplatz verlassen. Dieses Verhalten ist vor allem bei den Wildbienen erkennbar, deren Nester dicht beieinanderliegen.
Eine weitere Form der gegenseitigen Kontaktaufnahme ist das Aufeinandertreffen beider Geschlechter an einem speziellen Ort. Solche Rendezvousplätze bilden oftmals Blütenpflanzen. Einige Wildbienen ernähren sich hauptsächlich von den Pollen einer Pflanzenfamilie. Nicht selten lauern die männlichen Vertreter bereits in den Blüten und halten Ausschau nach den nahrungssuchenden Weibchen. Bei einigen Artgenossen findet die Paarung direkt in den Blüten statt. So paaren sich beispielsweise die Sandbienen überwiegend in Glockenblumen.
Der Lebenszyklus – vom Ei zur Wildbiene
Wildbienen – Das Ei
Der Lebenszyklus einer Wildbiene beginnt mit der Eiablage. Zunächst sucht sich die weibliche Biene einen ruhigen und sicheren Nistplatz, der meist aus einem Hohlraum im Gehölz, Steinhaufen oder Mauernischen besteht. Sie trägt nun noch Proviant in Form von Nektar, Pollen oder auch Blütenöl zusammen und verschließt den Nistplatz mit Sand- und Lehmbestandteilen. Ab diesem Zeitpunkt sind selbst für Fressfeinde (Vögel, Spinnen, Wespen, Hornisse) alle Luken dicht.
Die Wildbiene widmet sich nun ihrem Nachwuchs. Der angelegte Proviant, auch Pollenbrot genannt, dient als Nahrung und überdauert die komplette Entwicklungszeit vom Ei bis zur ausgereiften Wildbiene.
Einige Wildbienenarten wie die Kuckucksbienen, Wespenbienen oder Filzbienen legen ihre Eier heimlich auch als "Kuckuckskinder" in die Nester anderer Wildbienen und schleichen sich wieder davon. Ihre Larven ernähren sich von den Nektar- und Pollenvorräten. Die Larven der Wirtsbienen verhungern.
Wildbienen – Die Larvei
Innerhalb weniger Tage nach der Eiablage schlüpfen die kleinen Larven und plündern den eingelagerten Proviant. Dieser reicht je nach Wildbienenart ungefähr für eine Dauer von zwei bis vier Wochen. Während dieser Zeit häuten sich die Larven fast viermal. Sobald der Vorrat aufgezehrt ist, beginnen die Bienen, sich in einen Kokon einzuspinnen, den sie eigens aus seidenähnlichen Sekreten einer Drüse herstellen. Komplett umhüllt vom schützenden Kokon fahren die Insekten den Stoffwechsel herunter und überdauern die frostige Winterzeit.
Wildbienen – Die Puppe
Sobald die Temperaturen im Frühjahr ansteigen, verpuppen sich die Larven und verwandeln sich innerhalb von zehn bis zwanzig Tagen in junge Wildbienen. Die kleinen Fluginsekten nagen so lange an ihren Nestern, bis sich Löcher bilden, durch die sie letztendlich den Weg ins Freie finden.
Nistplätze einiger Wildbienenarten
Die Rostrote Mauerbiene hält mehrere Varianten parat. Ihre Nester findet man in Reetdächern, Lehmwänden, löchrigem Totholz oder vereinzelt ungenutzten Schlüssellöchern.
Die Gewöhnliche Maskenbiene und die Hahnenfuß-Scherenbiene bevorzugen Nisthilfen mit Löchern in hohlen Pflanzenhalmen oder in Holzblöcken. Die beiden Wildbienenarten nisten prinzipiell in röhrenähnlichen Gebilden mit entsprechenden Durchmessern.
Die Große Garten-Wollbiene zieht es in Siedlungen. Sie nistet sowohl in Spalten von Holz oder Mauerwerk als auch in Erdlöchern von sandigen oder tonigen Böden.
Die Garten-Blattschneiderbiene und die Große Holzbiene nagen sich durch mürbes Totholz oder große Baumpilze. Die angelegten Gänge dienen als idealer Nistplatz. Die Garten-Blattschneiderbiene mag gleichfalls Mauerfugen oder bereits vorhandene Fraßgänge. Ihre Brutzellen tarnt sie mit kleinen Blattresten.
Die Mai-Langhornbiene trägt ihren Namen wegen der langen Fühler der Männchen und der Hauptflugzeit im Mai. Ebenso wie die Gemeine Pelzbiene oder die Rotpelzige Sandbiene gräbt sie ihre Nester in unbewachsene Böden.
Die bekannte Gartenhummel ist sehr flexibel. Sie nutzt sämtliche unterirdische und oberirdische Hohlräume. Selbst Nischen im Mauerwerk, Holzkisten oder auch im Vogelhaus werden kurzerhand als Nistplatz umfunktioniert. Auch vom Menschen aufgestellte Hummelkästen bezieht die Gartenhummel gerne.

Rolf Dietrich Brecher from Germany [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons
Die Bedeutung der Wildbienen
Die emsigen Pollen- und Nektarsammler sind nicht nur markante Pflanzenbestäuber, die für eine ausgiebige Ernte sorgen. Sie sind unerlässlich für Natur, Landwirtschaft und Ernährung.
Angelockt werden Wildbienen durch den Pflanzenduft der Nektar- und Pollenpflanzen, der sie von Blüte zu Blüte treibt. Dabei nehmen sie die Pollen über morphologische Strukturen am Kopf, den Mundwerkzeugen, an den Beinen oder am Hinterleib auf und befruchten während der Nahrungssuche ganz automatisch weitere Blumen und Gewächse. Ein Kreislauf, der wichtiger nicht sein kann!
Doch die Bienen leisten nicht nur in der Pflanzenwelt hilfreiche Dienste. Selbst in der Nahrungsmittelindustrie sind die Insekten fest verankert. Ungefähr ein Drittel der Lebensmittel, die für den menschlichen Gebrauch bestimmt sind, gäbe es ohne die Bestäubung der fleißigen Summer nicht. Zwar werden zahlreiche Getreidesorten wie Reis, Mais, Roggen oder Weizen durch die Unterstützung des Windes befruchtet, aber ungefähr 70 Prozent der Nutzpflanzen existieren nur durch die fleißige Bestäubung der Bienen.
Auch die Bauern denken mittlerweile um und setzen vermehrt auf die Mithilfe von Wildbienen. In der Landwirtschaft des heutigen 21. Jahrhunderts finden die Insekten nämlich nur noch dann ausreichend Nahrung, wenn die Pflanzen auf den Plantagen und Feldern gerade blühen. Spätestens Ende Juni ist die Blütezeit vorbei und die Tiere verhungern. Anders sieht es aus, wenn zwischen kleineren Plantagen vereinzelt Streifen mit Kräutern oder Büschen wachsen, die jeweils vor und nach den Nutzpflanzen blühen. Dadurch wird eine deutlich bessere Nahrungsversorgung gewährleistet und die Wildbienen überleben.
Diese Tatsache veranschaulicht, dass die Mithilfe der Bienen das ökologische System im Gleichgewicht hält. Können sich Wildpflanzen nicht vermehren, würden Wohnbehausungen und Nahrung für unzählige Tiere fehlen. Ohne Bienen gäbe es keine Pflanzen und keinen Samen, somit weniger Kleinstlebewesen, die wiederum die Nahrungsgrundlage weiterer Tierarten sichern. Obwohl die summenden Flieger hierzulande nicht die einzigen Bestäuberinsekten sind, kommt ihrer Arbeit besonders in Europa eine große Bedeutung zu.
Mein Beitrag zum Schutz der Wildbienen
Gleichwohl der Honigbienen, stehen mittlerweile zahlreiche Wildbienenarten auf der Roten Liste. Allesamt bedürfen ausreichenden Schutz durch den Menschen. Oftmals ist jedoch nur die Rede vom Schutz der Honigbienen. Aber die Schutzmaßnahmen dürfen sich nicht einseitig bewegen, denn der Wildbienenschutz bewirkt immer einen positiven Nebeneffekt auf die Honigbienen. Die umgekehrte Variante bringt allerdings kaum Vorteile für die ebenso nützlichen Wildbienen.
Es gibt zahlreiche Verbände, Institutionen, Stiftungen oder Regionalgruppen, die sich um die Belange und den Fortbestand der Bienen und Wildbienenarten kümmern. Sie finanzieren sich in der Regel über Spenden. Mitunter gibt es auch staatliche Fonds. Diese Gruppen nehmen stets Mitglieder oder Paten auf. Allerdings kann auch jeder Einzelne einen Beitrag zum Überleben dieser Nützlinge leisten.
Garten, Balkon oder Fensterbank
Wer die Wildbienen unterstützen möchte, kann den eigenen Garten bienenfreundlich gestalten und beispielsweise zusätzliche Nistplätze schaffen. Hierfür braucht es nur ein großes, mit wenigen Bohrlöchern versehenes Holzstück. Bitte achten Sie darauf, eine unbehandelte Holzart auszuwählen! Der Unterschlupf sollte seinen Platz an einem wind- und regengeschützten Ort finden, wobei sich besonders die wilden Ecken im Garten eignen, in denen das Gras auch einen höheren Wuchs erlaubt.

Habau Bienen-Insektenhotel
Das Bienenhotel von Habau wird vormontiert geliefert und besteht aus grün lasiertem Spießtannenholz. Als Nistmatierial werden Bambusröhrchen verwendet. Das Dach ist mit Zinkblech beschlagen und somit gut vor äußeren Witterungseinflüssen geschützt. Ein angebrachtes Metallgitter schützt die Bewohner vor Vögeln.
Die Maße sind 18 x 21,5 x 14 cm ( B x H x T ).
Bausatz bei Amazon kaufen*Neben dem Nistplatz ist ebenso das entsprechende Nahrungsangebot wichtig. Einige Pflanzen bieten gleich doppelten Nutzen, denn sie sind sowohl bei Menschen als auch bei Wildbienen beliebt. Nachfolgend eine kurze Auflistung:
- Küchenkräuter: Rosmarin, Salbei Majoran, Thymian und und Borretsch
- blühende Gemüsesorte: Zwiebeln, Lauch, Grünkohl oder Rosenkohl
- Beerensträucher und Bäume: Kirsche, Birne Apfel, Stachel- oder Johannisbeere
Mit einheimischen und nektarreichen Pflanzen, die zeitversetzt wachsen, finden die Wild- und auch Honigbienen ein wahres Schlaraffenland vor. Allerdings sollte man bei der Auswahl der Pflanzen achtgeben. Der Handel bietet viele Blumen, die als bienenfreundliche Pflanzen eingestuft sind. Einige locken die Bienen nur durch ihren Duft an, können jedoch keinen Pollen oder Nektar bieten, der zur Nahrung der Bienen zählt.
Die Blüte macht hierbei den Unterschied! Die herrlich duftenden und üppigen Zierpflanzen stellen zwar eine absolute Augenweide dar. Allerdings erfolgt deren Vermehrung züchterisch. Man spricht an dieser Stelle auch von gefüllten Blüten. Diese blockieren den Wildbienen entweder den Zugang zum Blüteninneren oder besitzen weder Pollen noch Nektar. Somit sind diese als Nahrungsquelle für Wildbienen völlig wertlos. Zu diesen Blumensorten zählen beispielsweise Chrysanthemen, Dahlien und die bei Balkonfreunden beliebten Geranien. Wildbienen bevorzugen zum Hungerstillen allerdings nur Pflanzen mit ungefüllten Blüten.
Glücklicherweise gibt es auch viele schöne und ebenso stilvoll blühende Alternativen, die sich für Gärten oder auch Balkone eignen. Neben Lavendel, Löwenmaul, Glockenblume, Wandelröschen, Kapuzinerkresse oder Fächerblume können auch Sonnenblumen und Margeriten das Herz der Wildbienen erfreuen. Nicht zuletzt ziehen diese Pflanzen ganz nebenbei auch Schmetterlinge an.
Übrigens!
Die Nachkommen der Wildbienen wachsen als Waisen auf. Sie lernen ihre Mutter nie kennen, da diese in der Regel bereits nach der Eiablage stirbt. Die jungen Wildbienen überwintern meist im Larvenstadium und schlüpfen erst im darauffolgenden Jahr.
Sie möchten etwas für den Schutz der Wildbienen tun? Dann schauen Sie sich am besten mal auf unserer Seite zu den Bienenhotels um. Hier geben wir Ihnen viele wichtige Informationen zu diesen nützlichen Nisthilfen für Wildbienen.
(Quelle der Produktbilder: Amazon-Partnerprogramm)